
Sterben gehört zum Leben!
Das Sterben beschäftigt Menschen, schon seit es Menschen gibt. Kulte rund ums Sterben gehören wahrscheinlich zu den ältesten der Menschheitsgeschichte. In allen Kulturen entwickelten sich Riten, um einen Umgang mit dem Sterben und dem Verlust von Mitmenschen zu finden.
Doch gerade bei uns heute ist das Sterben weitestgehend aus der Gesellschaft verdrängt. Öffentliche Aufbahrungen oder Trauerzüge durch die Stadt gibt es kaum mehr. Viele Beerdigungen finden im engsten Familienkreis statt. Viele von uns haben noch nie einen Leichnam gesehen und noch keinen Menschen beim Sterben begleitet. Wir haben den Umgang mit dem Sterben verlernt.
Sterben bedeutet vergehen, abbauen, Abschied nehmen und Verlust. Das sind ungewohnte Themen in einer Gesellschaft, bei der es stets um Effizienz und Wachstum geht. Umso wichtiger ist es, den Fokus auf dieses zentrale Thema des Menschseins zu richten. Wir tun als Gesellschaft gut daran, uns darüber zu unterhalten, wie wir das Sterben gestalten wollen.
Nächste Standorte
Bern Rosengarten
11. – 12. Juli 2025
13:00 – 20:00
In Kooperation mit permeable, Kirchgemeinde Bern-Nord, Bärn treit
Bern Bümpliz, bei Tramhaltestelle Bachmätteli
20. – 23. August 2025
10:00 – 13:00 & 16:00 – 19:00
In Kooperation mit permeable, Ökumenische Kirche Bümpliz, Bärn treit
Das Projekt
Sarg
Trauerzüge mitten durch die Stadt, das war einmal. In einer Zeit, in der das Sterben aus dem öffentlichen Raum verdrängt wurde, bringt ein aufgebahrter Sarg das Thema Sterben mitten auf öffentliche Plätze. Die Stufen beim Sockel laden dazu ein, hochzusteigen und sich in den Sarg zu legen. Wer traut sich, sich mit seinem eigenen Ende auseinanderzusetzen?
Der Sarg bildet das Zentrum der Installation. Der offene Sarg erinnert die Passant:innen an ihre eigene Endlichkeit. Bewusst wurde das Standard-Sargmodell gewählt, das in der Schweiz verwendet wird, denn letztlich ist ein Sarg ein alltäglicher Gegenstand.


Fahnen
Gut sichtbar auf dem Platz verteilt, bilden die Fragen den Rahmen der Installation. Die Fragen sind auf alte Leintücher gedruckt. Alte bestickte Leintücher stehen für ein gelebtes Leben und für das Sterbebett. Die Fragen sollen Passant:innen dazu anregen, sich Gedanken zum Thema Sterben zu machen.
Hast du Angst vor dem Sterben? Wie wünschst du dir deine Bestattung? Vom Lebensende aus betrachtet, was ist im Leben wirklich wichtig?
Gedankentücher
Die Besucher:innen haben die Möglichkeit, einen Gedanken zum Thema zu notieren. Als Dank dürfen sie einen bereits gedruckten Satz von einem anderen Bersucher:in mitnehmen. Auf diese Weise entsteht ein Gedankenaustausch zwischen den Teilnehmer:innen. Das Tuch mit dem Satz soll die Person zu Hause daran erinnern, sich schon zeitlebens mit dem Sterben auseinanderzusetzen.
Die Sätze sind im traditionellen Buchdruckverfahren, also mit Bleibuchstaben, auf naturbelassene Baumwolle gedruckt. Der Bleisatz als eine ehemals zentrale Technik der Wissensvermittlung thematisiert die Frage von Beständigkeit und Vergänglichkeit.
Galerie







Über uns

Selina Lauener
«Als meine Grossmutter vor vier Jahren im Sterben lag, begleiteten wir sie als Familie auf ihrem letzten Weg. Wir mussten schmerzhaft erfahren, dass wir zu wenig Wissen besassen, sie auf diesem letzten Weg stets gut zu betreuen. Ich möchte dazu beitragen, dass wir als Gesellschaft mehr Kompetenzen rund ums Sterben haben.»
Selina Lauener (*1985) studierte Kunstvermittlung an der Hochschule der Künste Bern sowie Exhibition Design in Düsseldorf und schloss 2012 mit einem Master in Arts Education ab.
Sie arbeitet als Kulturvermittlerin, Werklehrerin und realisiert partizipative Kunstinstallationen. Ihr Interesse gilt der Vermittlung komplexer Themen durch visuelle Mittel. Materialität und Haptik sind zentrale Elemente ihrer Arbeit – als Kontrast zur digitalen Welt.
Gregor Schaller
«Was wäre das Leben ohne den Tod? Für mich gibt es wenige Themen, die so grundsätzliche Fragen zum Leben aufwerfen, wie der Tod.»
Gregor Schaller (*1974) begann seine Schauspieltätigkeit im Jahr 2000 im Theaterzirkus Wunderplunder. 2003–05 folgte die Ausbildung zum Bewegungsschauspieler an der «Ecole Lassaad» in Bruxelles und später Weiterbildungen an der «Ecole Philippe Gaulier» in Paris. Gregor Schaller spielt Akkordeon, leitet Workshops und Regie und hat viel Erfahrung mit Improvisationstheater. Seit 2009 arbeitet er zudem als Spitalclown u.a. auf der Onkologie in verschiedenen Pädiatrien der Schweiz.


Sonja Koch
«In unserer Gesellschaft geht es stark darum, zu optimieren, Höchstleistung zu erbringen und alles gut zu planen. Da passt das Sterben nicht dazu. Ich finde es wichtig, dass wir auch über das Loslassen, Wenigerwerden und Beenden sprechen.»
Sonja Koch (*1990) ist Exhibition Designerin. Sie studierte Innenarchitektur und Szenografie an der Hochschule für Gestaltung und Kunst an der Fachhochschule Nordwestschweiz, absolvierte 2013 ein Austauschsemester am Shenkar College in Tel Aviv und schloss ihren Master in Exhibition Design an der Fachhochschule Düsseldorf 2019 mit Auszeichnung ab.
Seit 2014 konzipiert und entwickelt sie Ausstellungsprojekte zu gesellschaftsrelevanten Themen und gründete 2018 Permeable – Verein für Interventionen zu gesellschaftlichen Themen im öffentlichen Raum.
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